Die Brüder Fürst BRATIA FÜRST |
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Kindheit und KriegNové MestoZu dieser Zeit hatte auch eine neue bedrückende Realität konkrete Auswirkungen. Obwohl die Familie über Ersparnisse verfügte, mussten wir unseren Gürtel enger schnallen. Eine weitere, neue Order wurde veröffentlicht: Juden wurde es untersagt, in größeren Städten ihren Wohnsitz zu haben. Das bedeutete, dass wir Pressburg verlassen mussten. Wir versuchten etwas Zeit zu gewinnen, aber es half alles nichts. Wir übersiedelten also nach Nové Mesto, zu Tante Lidia. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits Witwe. In ihrem kleinen zu Hause taten wir unser Bestes, um uns auf ein Leben unter neuen veränderten Bedingungen einzustellen. Shmuel ging fünf Monate lang an einer Yeshiva[1] zur Schule und ich besuchte eine andere jüdische Schule. Ich erinnere mich noch an meinen Lehrer, Herrn Frieder, der mich einmal mit dem Lineal schlug. Der Grund: Ich hatte in der Musikstunde falsch gesungen. Herr Frieder lebt heute in Netaniya und ist eine pädagogische Autorität. Während unserer Zeit in Nové Mesto haben die Slowaken weitere Maßnahmen der Unterdrückung eingeführt: Juden mussten Anzüge und Pelzmäntel abgeben. Mein Vater reagierte wie zuvor mit dem Radioapparat. Er warf diese Kleidungsstücke einfach weg, bevor sie konfisziert werden konnten. In diesen Dingen war er wirklich konsequent. Ab März 1942 gingen die ersten Judentransporte nach Polen. Zu Beginn glaubte noch jeder, dass die Menschen in Arbeitslager gebracht würden, dies vor allem darum, weil doch junge Frauen die ersten Deportierten waren. Die slowakische „Hlinková Garda“ (Hlinka-Garde) führte die Transporte durch. Sie jagte die Juden, sammelten sie, verlud sie auf Zugwaggons, und transportierte sie in den Osten. Es waren in Wirklichkeit die Leute der Hlinka-Garde, die all die Unterdrückungsmaßnahmen gegen die Juden der Slowakei übernahmen und nicht die deutschen Nazis. Die Slowakei bezahlte dem Deutschen Reich sogar 500 Reichsmark für jeden in die Todeslager deportierten Juden. Die einzige Bedingung war, dass diese nie wieder zurückkehren durften. Die Nichtjuden, die die Geschäfte und Firmen von den Juden übernahmen – ohne dafür etwas bezahlen zu müssen – mussten Mitglieder der Hlinka-Partei sein. In den folgenden Monaten gingen die Deportation der Juden rasch weiter. Bei jeder Suchaktion gegen Juden, sie wurden als Razzien bezeichnet, wechselten wir unseren Aufenthaltsort, um einer Gefangennahme zu entkommen. Zu dieser Zeit wurden Onkel Laci, seine Frau Stela und seine Tochter Marika in Pressburg inhaftiert. Die ganze Familie ließ nichts unversucht, um sie zu befreien. Aber es half alles nichts. 1942 wurden sie in ein Todescamp nach Polen deportiert. Onkel Laci hatte jedoch schon vor diesen tragischen Ereignissen die düsteren Tage, die auf uns zukommen sollten, gefühlt. Er hatte befürchtet, dass er möglicherweise nicht in der Lage sein könnte, meine Bar Mitzvah mit uns zu feiern. Er hatte mir das auch gesagt und mir schon im Voraus eine goldene Schaffhauser Uhr als Geschenk für meine Bar Mitzvah übergeben. Wie durch ein Wunder überdauerte diese Uhr alle Widrigkeiten. Viele Jahre später überreichte ich sie meinem Enkel Tom zu seiner Bar Mitzvah als Symbol der Liebe und Kontinuität. [1] Jüdische Toraschule
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